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Peter Heinrich Thielen
Der Organist, Komponist und Kirchenmusiker wurde am 11.8.1839 in Kranenburg geboren und verstarb am 9.1.1908 in Goch. Peter Heinrich Thielen hatte als Organist und Komponist katholischer Kirchenchormusik am ganzen Niederrhein einen hervorragenden Ruf. Ab dem 15. Juni 1874 war Thielen Chordirektor an der Gocher Pfarrkirche Sankt Maria-Magdalena, wo er 33 Jahre das Amt eines Organisten bekleidete und den Pfarr-Cäcilien-Chor leitete.
Am 1. September 1897 wurde er in Landshut auf der Konferenz des Gesamtvorstandes des "Allgemeinen Cäcilien-Vereins für die Diözesen Deutschlands Osterreich-Ungarns und der Schweiz" zum Mitglied des Referenten-Collegiums gewählt.
Bedeutende Werke von Thielen wurden in den Hauptstätten von Preußen, Bayern und vom übrigen Deutschland, von Österreich-Ungarn und der Schweiz, von Italien, Dänemark, England, Russland, Polen, Elsaß-Lothringen, Amerika usw. aufgeführt, z.B. am 17. August 1899 die dem Papst Leo XIII. gewidmete achtstimmige Missa festiva bei der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Neisse, sowie bei der Generalversammlung des Cäcilien-Vereins für die Erzdiöcese Köln am 24. Mai 1899 in Düsseldorf, die sechsstimmige Missa solemnis bei der Feier des 1300-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung des heiligen Papstes Gregor des Großen am 31. August 1890 in Aachen und bei der Generalversammlung des Cäcilien-Vereins für die Diöcese Breslau am 4. Oktober 1899 in Patschkau.
Thielens Werke genossen ein hohes Ansehen und wurden von führenden Musikverlagen gedruckt und überall im deutschsprachigen Raum gesungen.
Der Komponist und Kirchenmusiker stand mitten im Heer der engagierten Musiker, den Cäcilianern, die für eine "wahre Kirchenmusik" kämpften und die opernhaften Messvertonungen eines Mozart oder Berlioz z.B. aufs schärfste ablehnten. Sie wollten die Reformen des Tridentiner Konzils aus dem 16. Jahrhundert aufgreifen und einen allgemein verbindlichen, choralgebundenen kirchenmusikalischen Stil schaffen, der den gottesdienstlichen Bedingungen der Reinheit und Würde entsprechen sollte. Als Motor für diese mehrstimmige Musik sollte der Gregorianische Choral wiederbelebt werden.
Für sein Werk ernannte der Heilige Vater 1898 Peter Heinrich Thielen wegen seiner enormen Verdienste um die Kirchenmusik zum Ritter des Gregorius-Ordens ernannt. 1903 wurde er zum königlichen Musikdirektor ernannt und erhielt die bayrische Maximiliansmedaille für Kunst und Wissenschaft.
Thielens Denken und Arbeiten kreiste stets um eine Kirchenmusik ohne instrumentale Begleitung, die der Verkündigung der Worte Jesu in deutlich vernehmbarer und inhaltlichernsthafter Form gerecht werden sollte, darüber hinaus aber den am Gottesdienst Teilnehmenden aus seinem Alltag heraus in eine "bessere Welt" zu versetzen hatte. Dabei verzichtete Thielen auf Frauenstimmen und komponierte für Knaben- und Männerchor mit der Konsequenz, dass viele Kirchenchöre heute den Beginn ihrer Existenz zeitlich mit dem Wirken Thielens festsetzen (obwohl sie schon vorher mit Frauenstimmen besetzt waren.
Peter Heinrich Thielen vermachte seine Kompositionen und die 33 Bände umfassende Gesamtausgabe der Werke Palestrinas der Kirchenmusikschule Münster.
Der Gocher Bürgermeister vermerkte in der "Gocher Chronik" 1899 folgendes: "Zweifelsohne ist Chordirektor Thielen der bedeutendste Kirchenmusiker Deutschlands und wenn man in Betracht zieht, dass er ganz aus sich selbst, also autodidaktisch zu dieser Fertigkeit gekommen ist, so kann ihm der Titel beigelegt werden: Künstler von Gottes Gnaden!"
In der "Geschichte der Kirchenmusik" würdigte Dr. K. Weinheim Thielens Werk wie folgt: "Es gibt fast keine Gattung kirchlicher Gesänge, der Thielen nicht seine Kraft gewidmet hätte, und wenn ich den Katalog seiner Werke mit seinen über 200 Nummern durchblättere - Thielens Bibliothek besitzt testamentarisch die Kirchenmusikschule in Regensburg - , so muss ich gestehen, dass sich neben vielen "Gelegenheitskompositionen" doch Schöpfungen befinden, denen ein gefälliger, glatter und reiner Stil voll Melodie und Wohlklang ein langes Leben sichern wird. Dahin rechne ich zum Beispiel die "Missa in H. Ss. Trinitatis (sechsstimmig), Missa in H. Ss. Petri et Pauli (achtstimmig), Missa Jubilaei (fünfstimmig), Missa in H. S. Caroli Borromaei (vierstimmig), Magnificat (zweichorig), Ecce Sacerdos, te Deum und Lauretanische Litanei, beide sechsstimmig, dazu noch eine reiche Anzahl deutscher Lieder, besonders Marienlieder und Gesänge für die hl. Weihnachtszeit, die er so gern besungen. Ein auffallender Zug in des Komponisten Schaffen ist seine Vorliebe für die Vielstimmigkeit; eine effektvolle Schreibweise hat ihm hier schöne Erfolge gesichert."
Peter Heinrich Thielens Grabstein auf dem Friedhof in Kranenburg stammte vom Bildhauer Gerd Brüx aus Kleve.
Peter Heinrich Thielen ist Ehrenbürger von Kranenburg. In Goch und in Kranenburg ist eine Straße nach ihm benannt.
Literaturhinweise:
Krey, Herbert. Peter Heinrich Thielen (1838-1908) und der Cäcilianismus. Gründung der Peter Heinrich Thielen-Gesellschaft. In: Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2003, S. 38-45.
Rühl, Hans. Peter Heinrich Thielen aus Kranenburg. Zur Erinnerung an einen einst bedeutenden Kirchenmeister des Niederrheins. In: Kalender für das Klever Land auf das Jahr 1978, S. 144-148.
Rühl, Hans. Ein Kranenburger Komponist: Peter Heinrich Thielen. In: Kranenburg - Ein Heimatbuch. Verein für Heimatschutz e.V., 1984, S. 127-128.